Ronneburg

Deutsches Clubtreffen Ronneburg 2000, 30.6. - 2.7.2000

Aus Österreich zur Ronneburg, ein Bericht von Florian Gsottbauer

Aufgrund des tollen Bericht in der Clubzeitung über das Treffen auf der Ronneburg im Vorjahr und meinen Wunsch, vor dem Treffen in Österreich noch einige Indian-Spezialisten zu sehen, waren der 30. Juni bis 2. Juli 2OOO in meinem Terminkalender "Indian - Rot" unterstrichen.

Vor kurzem machte ich noch im Gästebuch der Club - Homepage die großkotzige Bemerkung, daß die Leute doch bitte auf eigener Achse und nicht mit Anhänger nach Österreich anreisen sollten. Am Donnerstag vor der Abfahrt in Richtung Frankfurt sah ich jetzt mal, was es heißt, das Motorrad rechtzeitig in Schuß zu haben. Nach einem langen Tag voller Vorbereitungen und Einstellarbeiten bemerkte ich um 22.30 Uhr, daß die Kette am Kettenschutz streift - so kam ich erst um 1.00 Uhr ins Bett.

Alles Indians Um 6.00 Uhr läutete der Wecker und nach einem kurzen Frühstück ging`s schon los - allerdings nur bis zur nächsten Werkstätte, um das "Pickerl" zu bekommen (= Österreichischer TüV - der häßliche grüne Aufkleber auf meiner Maschine!) Nach dieser ersten, problemlos überstandenen Hürde konnte die große Fahrt nun endlich losgehen.

Um 7.30 Uhr ging`s ab auf die B 137 in Richtung Passau. Der morgendliche Fahrtwind wehte mir noch kalt um die Ohren - was denen angesichts des gleichmäßigen, schönen, dumpfen Blubberns allerdings nichts anhaben konnte. Von Passau nahm ich dann die B 8, die bis Regensburg entlang der Donau führt und von dort weiter über Nürnberg, Würzburg bis Marktheidenfeld verläuft. Jetzt noch kurz über Lohr am Main durch den Spessart, 20 km auf der A66 in Richtung Frankfurt und schon ist man auf der Ronneburg. So einfach sind 11 Stunden Indian - Fahrt beschrieben, das sind 550 km - streng nach den Einfahrtvorschriften!!!

Die 3 von der Tankstelle Um 18.30 Uhr, müde, aber glücklich und unversehrt auf der alten Burg angekommen, wurde ich von vielen Clubmitgliedern, allen voran die zwei Präsis Wolfgang und Uwe herzlich begrüßt. Jetzt war`s erstmal Zeit für mich, einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen, da in meinem Reisegepäck ein Zelt keinen Platz mehr fand. Nichts einfacher als das - bei den vielen gastfreundlichen Wigwambesitzern fand sich bald jemand, der mir Obdach anbot. Andreas Höttemann war so nett und hat sein Zelt mit mir geteilt.

Am Samstagmorgen, durch ein paar Regentropfen am Zeltdach geweckt, ging`s direkt zum wunderbar vorbereiteten Frühstücksbüffet, bei dem ich mich gemeinsam mit einigen anderen früh erwachten Indianern für den bevorstehenden "Feiertag" stärkte. Endlich war es soweit: Nach jahrelanger Garagerei - mein erstes Indian - Treffen auf der eigenen Maschine - die ideale Gelegenheit, um bekannte Indian - Schrauber wiederzusehen und andere Leute, die ich bisher nicht, oder nur vom Telefon kannte, persönlich kennenzulernen. Nun lag es an mir, die Gelegenheit zu nutzen. Die morgendlichen Regenwolken zogen weiter und ich konnte meine Runden über das Gelände vor Unterwegs der Burg drehen. Hier standen nun die vielen verschiedenen Maschinen - alle ähnlich, aber doch nicht gleich - jede mit ihrer eigenen Geschichte, die vor allem durch eines besondere Bedeutung gewinnt - ihren Besitzer. Aus den unterschiedlichsten Gegenden, Kreisen und Berufen kommen sie - jeder hat einen anderen Zugang, eine andere Einstellung zu seiner Maschine, zu der alten Technik, zum Zustand, in dem er sie erhält, zu der Art, wie er sie verwendet - aber eines ist allen gemeinsam - sie sind begeistert vom Mythos "Indian". Das ist es, was ich bei diesem Treffen auf besondere Weise zu spüren bekam und was man nur im Kontakt mit anderen Indian - Fanatikern so hautnah erleben kann!!!!

Nach einem Vormittag voller Begegnungen und Impressionen ging es am Nachmittag weiter mit einer 40 km langen Ausfahrt durch das hügelige Umland der Burg, das starke ähnlichkeiten zu meiner Heimat, dem Hausruckviertel in OberÖsterreich aufweist und bei diesem sonnigen Wetter eine herrliche Kulisse für diese Ausfahrt bot.

Zurück am Burggelände war es Zeit für mich für einige Fotos, die Wolfgang von mir auf meiner Maschine schießen wollte, zu posieren. Dabei tauchte der einzige kleine Defekt an meiner Maschine auf - ein Kurzschluß im Kabel zum Rücklicht entlockte dem Kotflügel ein paar kurze Rauchzeichen, die allerdings durch schnell herbeieilende, helfende Hände bald wieder eingestellt wurden.

Indianerlager Anschließend brachte ich die Chief noch vor den herannahenden Gewitterwolken im Torbogen des Burgeinganges in Sicherheit und begab mich dann wieder unter die Leute. Im Zelt lockte das deftige Abendessen und die erneute Möglichkeit, mich mit meinen "Leidensgenossen" zu unterhalten. Auch eine Band geigte an diesem Abend auf, die man getrost als klassisch bezeichnen kann: Der Frontman mit roten Leggins, Sportschuhen und Wuschelkopf wirkte wie eine Mischung aus Freddy Mercury und Helge Schneider. Sie spielten legendäre Rock - Songs der 60er und 70er Jahre und brachten echt Stimmung in den Indianer - Stamm(tisch). Speziell als dann Barbara, die Freundin von Dirk, den Indian - Motocycle - Blues mit ihnen zum Besten gab, war die Stimmung perfekt - die Masse tobte. (...es lebe Tony Leens: Mr. Superrock of Holland!!!)

Sonntag Morgen öffneten sich die Reißverschlüsse der Zelte etwas später, doch waren alle wieder mehr oder weniger fit für die bevorstehende Abreise von der Burg. Ich unternahm noch einen kleinen Rundgang durch das Burgmuseum, bei dem mich besonders ein Tisch begeisterte. Zentimetertiefe Einbuchtungen an der Oberfläche zeugen von Jahrhunderte langer Verwendung - ein Tisch mit Vergangenheit der sicherlich viele Geschichten erzählen könnte. Er zeigt für mich auf eindrucksvolle Weise, welche Aussagekraft Gebrauchsspuren auf Alltagsgegenständen haben. Das sieht man ja am Besten an unseren Motorrädern. Zeltstimmung

Nun war es auch für mich Zeit abzureisen, allerdings noch nicht in Richtung Österreich sondern ins ca. 30km entfernte Schuh - und Ledermuseum in Offenbach. Die Besichtigung dieser sehr interessanten Sammlung von Schuhen aus der ganzen Welt und allem Erdenkliche über Leder, ist wärmstens zu empfehlen. Nach diesem Erlebnis in Offenbach ging es weiter durch den Odenwald bis nach Creglingen, wo ich in der Jugendherberge übernachtete. Am nächsten Morgen ging´s nach einem kurzen Besuch der mittelalterlichen Stadt Rottenburg ob der Tauber weiter bis nach Regensburg zu Herrn Umlauf. Er wußte mir etwas sehr Negatives zu berichten. Seiner Frau und ihm wurden in Ulm am Markt zahlreiche Originalteile in einer gemeinen Nacht - und Nebelaktion gestohlen. Freunde - wenn das einer von Euch war: das ist ja wirklich nicht die feine amerikanische Art um an rare Teile zu kommen. Jetzt ging´s endgültig ab in Richtung Florian OberÖsterreich auf der selben Strecke bis nach Passau und von dort weiter am rechten Donauufer bis nach Eferding. Dort mußten mir meine Eltern, wegen des defekten Rücklichtes in der Dunkelheit Begleitschutz geben. Jetzt kann ich Euch mit ruhigem Gewissen raten: versucht auf eigene Achse zu den Treffen zu fahren und gebt nicht auf, auch wenn am Vorabend noch einige Schrauben locker sind. Es ist ein tolles Erlebnis mit einem alten Motorrad auf Reisen zu gehen und Leute zu treffen die die Leidenschaft für alte Indians mit einem teilen. Vielen Dank für das schöne Treffen und Grüße im Speziellen an die Organisatoren und das aktive Team des I.M.C.!